Einmal mehr beweist Marvel Studios-Inhaber Disney sein Gespür für richtiges Timing bei der Veröffentlichung seiner Comic-Verfilmungen: In Zeiten, in denen Filmproduktionen (und auch Veranstaltungen der Branche, etwa die Golden Globes) hinsichtlich inhaltlicher und personeller Entscheidungen zunehmender Kritik ausgesetzt sind, wird dem “Black Panther” mitsamt schlagkräftigen weiblichen Nebenfiguren ein Solo-Abenteuer im Marvel Cinematic Universe (MCU) spendiert.
Black Panther – Die Handlung
Mit namhaften Schauspielern wie Forest Whitaker oder Angela Bassett sowie talentierten Newcomern wie Boseman, Danai Gurira (“The Walking Dead”), Daniel Kaluuya (“Get Out”) und Michael B. Jordan (“Creed”) besetzt, in die Hände eines vielversprechenden jungen Filmemachers gelegt und in ersten Reaktionen als wegweisendes Werk in vielen Belangen abgefeiert, sollte einem Action-Feuerwerk mit vermeintlichen Tiefgang also kaum etwas im Wege stehen – so zumindest der Eindruck im Vorfeld.
“Black Panther” setzt den von “The First Avenger: Civil War” gesponnenen Handlungfaden rund um Prinz T’Challa (Sympathisch, unaufgeregt: Boseman) fort, der nach dem tragischen Tod seines Vaters T’Chaka (John Kani) nicht nur mit den wortwörtlichen Herausforderungen der Thronfolge, sondern auch mit einer grundsätzlichen Richtungsentscheidung des Königreiches Wakanda zu kämpfen hat. Diese afrikanische Nation stellt für seine Einwohner dank Meteor-Einschlag und dadurch entstandener Rohstoffquelle ein technologisch weit fortgeschrittenes Wunderland unter einem enormen Tarnvorhang dar, in der Wahrnehmung der restlichen Welt erscheint die Nation jedoch als Dritte-Welt-Land.
Einen Vorfall rund um den gesuchten Waffenschmuggler Ulysses Klaue (sichtlich Spaß an seiner Rolle: Andy Serkis) später befindet sich T’Challa inmitten einer Verschwörung, die Wakanda in den Mittelpunkt eines globalen Konfliktes stellen könnte.
Black Panther – Die Kritik
In satten 134 Minuten tobt sich Regisseur Coogler thematisch so richtig aus: Neben einer klassischen Origin-Story rund um die Verwandlung eines noch nicht in sich selbst gefestigten Charakters hin zum puren Idealisten werden auch Problemstellungen rund um Kolonisation, Terrorismus und gesellschaftlicher Abschottung aufgegriffen. Der neue Throninhaber Wakandas wird nämlich vor die Tatsache gestellt, dass die selbstauferlegte Isolierung zwar für sein Volk ein scheinbares Utopia geschaffen hat, dank des technologischen Fortschrittes dies jedoch auch für den Rest der Menschheit kein großer Nachteil wäre.
Darüber hinaus wurde mit Nachdruck darauf Wert gelegt, das Geheimnis Wakandas als solches zu bewahren, auch wenn man hier über Leichen gehen muss. Man ahnt es: So kommt es im Filmverlauf zur Klarstellung, in welcher Beziehung die beiden antagonistischen Figuren von Serkis’ Waffenschmuggler und Jordans’ Erik Killmonger zueinander stehen. Durchaus clever im Vergleich mit so manch anderen Bösewichten aus MCU-Comicverfilmungen, eine aufsehenerregende Offenbarung sind aber beide nicht unbedingt.
Als Superheld gibt sich Bosemans Black Panther im und außerhalb des schicken Ganzkörperkostüms relativ kantenlos: Ein Verfechter des Guten, der durch Verfehlung anderer in Verruf kommt und Missgeschicke ausmerzen muss – Erinnerungen an den ersten “Captain America”-Ableger werden dabei wach. Weitaus interessant, weil emotional vielschichtiger und humorvoller, erscheinen Nebenfiguren wie die Walküren-gleiche Danai Gurira als Okoye oder die technisch überaus versierte Shuri (Letitia Wright) – beide überdies auch noch Powerfrauen, die sich in jeder Art und Weise selbst behaupten können.
Was also bleibt übrig vom gehypten “Black Panther”, wenn man die besprochenen Einzelteile wieder in ein Ganzes zusammensetzt? Ein immerhin hübsch photographiertes, teilweise mit netten Effekten (großer Ausreißer, auch thematisch, ist eine Schlacht am Ende) ausgestattetes Standardwerk aus dem Hause Marvel, wie man es schon in anderer Version besser, spannender gesehen hat. Sicher: Der afrozentristische Schwerpunkt setzt neue Akzente ins Marvel Cinematic Universe und bringt damit Abwechslung, auch die afrofuturistische Präsentation samt treibenden Soundtrack lässt einen stimmigen Gesamteindruck beim Zuseher zurück. Eine (fast) rein schwarze Besetzung als Alleinstellungsmerkmal reicht aber dennoch nicht aus, um “Black Panther” als Film wirklich fesselnd wirken zu lassen.
Wenn dann der finale Schlagabtausch vollzogen wurde – Spoiler: man prügelt sich mal wieder gegenseitig, bis einer am Boden liegen bliebt – kann schon die Frage aufkommen, ob all die Aufregung rund um den Film wirklich gerechtfertigt ist.
(Red. / Alle Bilder: Disney, Marvel Studios)